Artikel
2 Kommentare

Der Tag der Diagnose – Part One

10.04.2017, 14:00 Uhr, auf dem Weg zur Klinik

Ich bin gesund. Ich habe so viel Power und Kraft in mir. Nach langen Jahren der Suche bin ich endlich 100% Sandra. Ich weiß genau, was mir gut tut. Ich kenne meine Bedürfnisse und meine Grenzen. Und im Gegensatz zu früher höre ich auch auf sie und nehme mir Ruhepausen. Wenn ich es übertreibe, dann merke ich das schnell.

Knötchen, so habe ich den Knoten in meiner Brust während der langen Phase der Diagnose genannt. Auch er gehört zu mir. Er ist ein Teil meines Körpers. So wie eine Erkältung mir signalisiert, dass ich es übertrieben habe, so steht auch Knötchen für etwas. Vielleicht symbolisiert Knötchen meine Weiblichkeit? Denn er ist an einer sensiblen, sehr weiblichen Stelle. Den Wunsch nach Frau sein, Mutter sein. Als Frau wahrgenommen werden, mich bewusst in meiner vollen weiblichen Kraft zu zeigen. Ich bin sensibel, emotional und traurig. Genauso wie stark, analytisch und zukunftsgerichtet. Nicht schämen, wenn ich schwach bin. Sondern vermeintliche Schwäche integrieren, um wahre Stärke etablieren zu können. Um wahrhaftig Lebensfreude und Kraft zu haben.

Knötchen rüttelt mich auf, rüttelt an dem, was ich doch längst entschieden zu haben glaubte. Macht mich aufmerksam auf den Job, der mich ernährt, aber nicht erfüllt. Auf Sicherheit und festes Einkommen, die ich gerade meine dringender zu brauchen als zuvor. Jedoch weist er mich auch darauf hin, dass der Preis dafür hoch sein könnte. Begleitet mich durch eine Trennung, die sich lange vorher abzeichnete, ohne dass ich es bewusst wahrnehmen konnte. Und gerade als alles geregelt schien, tauchtest du auf. Was sagst du mir, liebes Knötchen?

Seitdem ich dich bewusst spüre, seit ca. 4 Wochen, haben wir verschiedene Phasen durchlebt. Vorher hatte ich dich einfach ignoriert. Wenn ich nicht an dir gedrückt habe, warst du auch nicht da. Dann kam eine Zeit, da wollte ich dich nicht. Wollte dich weg haben, weil ich dachte, du bringst Unheil. Aber mit der Zeit habe ich erkannt, dass ich dich nicht einfach wegzaubern kann. Dass du dich nicht plötzlich wieder zurück bilden wirst. Dass du da bleibst, weil auch du einen Platz und eine Funktion hast. Weil du mir etwas zeigen möchtest. Mich auf etwas aufmerksam machen möchtest.

Seitdem sprechen wir miteinander, du und ich. Du bist mein Wegweiser zur Ruhe, zur Me-Time. Denn wie so oft wollte ich wieder alles zugleich. Trennung und Neustart in einem. Keine Zeit für Trauer um den zerplatzten Familien-Traum. Ablenkung und schöne Erlebnisse. Meine Selbständigkeit endlich mit voller Kraft und fokussiert auf mein Ziel aufbauen. Alles gut und schön, aber wo bleibe ich dabei? Ja, freiberuflich zu arbeiten ist mein Traum. Aber was bringt mir dieser Traum, wenn ich innerlich nicht in Balance bin? Wenn ich mich doch wieder darüber vergesse? Yoga, Bewegung, gesunde Ernährung… Äußerlich tue ich viel für mich. Und natürlich tut mir dies auch innerlich gut. Aber was ist mit meiner Seele, meinem Geist? Wann gönne ich mir wirkliche Ruhe und vor allem emotionales Ankommen?

Daher treffe ich heute und hier folgende Vereinbarung mit mir selbst: Ich werde meine Pläne komplett neu ausrichten. Ich werde diesen Weg mit Ruhe und Leichtigkeit gehen. Ich werde noch mehr 100% Sandra sein … vielleicht 200% 🙂 … und einen smarten und ganz natürlichen Weg finden, mit den Anforderungen umzugehen. Ich nehme die Aktivitäten als neu und bereichernd wahr. Wenn es anstrengend wird, dann ist es nicht mehr richtig. Anstrengung wird mein Indikator sein, Druck rauszunehmen, einen Gang runter zu schalten.

Ich danke dir also, Knötchen, für diese Einsicht. Wenn du magst und es ok für dich ist, könntest du bleiben, damit ich dich immer ertasten kann. Wenn du willst, kannst du aber auch wieder gehen. Denn du kannst dir sicher sein, dass ich dich mein Leben lang an meinem Herzen tragen werde. Ich vergesse dich nie mehr. Du wirst somit immer für mich da sein und mich daran erinnern, meinen Weg mit Leichtigkeit und innerer Freude zu gehen. Egal, ob in „echt“ oder in meinen Erinnerungen. Entscheide du. Ich gebe diese Entscheidung an dich ab, denn du bist mächtiger als ich.

2 Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.