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Von der Kunst, auch mit Brustkrebs sein Ding zu machen

DIE KUNST, DEIN DING ZU MACHEN

Am vergangenen Wochenende war ich auf dem Seminar DIE KUNST, DEIN DING ZU MACHEN von Christian Bischoff. Nachdem ich ihm schon lange auf Facebook folge und ihn in mehreren Podcasts, Videos und Interviews erlebt habe, wollte ich ihn endlich einmal live sehen. Meine Karte hatte ich schon im vergangenen Jahr gekauft. Als dann vor knapp zwei Monaten die Diagnose kam, habe ich erst gar nicht dran gedacht. Und als es mir wieder einfiel, war es mir erst ziemlich egal. So teuer war das Ticket nicht und mein Fokus lag auf dem gesund werden. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt auch keine Ahnung, wann welche Behandlung anstehen, und wie ich mich fühlen würde. Bis mich dann doch eines Tages mein fester Wille wieder einholte: Natürlich werde ich hingehen! Das wird klappen! Der Termin für das Event lag nun tatsächlich in einer für mich günstigen Zeit. Die OP’s habe ich überstanden und bin wieder fit. Die nächste Behandlung – die Bestrahlung – beginnt erst in einigen Tagen. Also, nix wie hin nach Mainz 🙂

Direkt am Rhein

Das Event fand direkt am Rhein statt. Und wie so oft – und noch intensiver seit meiner Diagnose -genieße ich morgens einen kurzen Augenblick am Wasser den einzigartigen Moment …

Ich lernte Christian Bischoffs Arbeit kennen, als ich selbst gerade meine Coaching-Ausbildung abgeschlossen hatte. Zu diesem Zeitpunkt war ich noch mittendrin auf der Suche nach meiner eigenen, ganz persönlichen Identität – als Mensch und als Coach. Christian beeinflusste mich daher gleich in zwei Bereichen: Er gab meiner individuellen Entwicklung mehr Klarheit und Fokus. Und sein Vorgehen inspirierte mich auch in der Arbeit mit meinen Klienten.

Seitdem sind gut 1,5 Jahre vergangen. Das hört sich nicht lange an, aber wenn man intensiv an sich arbeitet, kann in dieser Zeit viel passieren. Mittlerweile stehe ich an einem ganz anderen Punkt in meinem Leben. Inhaltlich gab es daher wenig Neues bzw. Überraschendes. Aber das machte nichts, denn ich war wegen etwas anderem dagewesen: Der positiven Energie und Motivation!

Wie beschreibt man Christian Bischoffs Seminare in wenigen Worten?

Packend, offen, direkt, humorvoll, manchmal nur knapp über der Gürtellinie (einige würden sagen, auch drunter), stimmungsvoll, stickig, intensiv, hohe Energie, tiefsinnig, berührend, motivierend, rockig, laut, mitreißend, interessant, warm, inspirierend … so habe ich das Wochenende erlebt.

Christian Bischoff

In dieser Halle produzierten 2.500 Menschen angetrieben von einem wild gewordenen Mann auf der Bühne so dermaßen viel positive Energie, dass es mich innerlich fast umgehauen hat. In solchen Momenten ist es mir nicht mehr möglich, meine Träume nicht zu leben. Es gibt keinen Zweifel daran, dass ich es schaffen werde. Auch mit Brustkrebs. Jetzt erst Recht! Ich frage mich nur noch, wie ich es am besten anstelle.

Gleich geht es los

Das sind keine neuen Erkenntnisse für mich. Dafür beschäftige ich mich schon zu lange, zu viel und zu gerne mit Persönlichkeitsentwicklung. Jedoch hat mir die Diagnose vor einigen Wochen in gewisser Hinsicht einen Tritt in den Hintern verpasst. Wenn man schwer krank wird, blickt man seiner eigenen Endlichkeit in die Augen. Ich habe mich in den letzten Wochen also oft gefragt, ob ich jetzt schon gehen könnte.

  • Habe ich genug gelebt?
  • Genug von dem getan, was mir wirklich wichtig ist und am Herzen liegt?
  • War ich mehr glücklich als traurig?
  • Habe ich mein Leben selbst in beide Hände genommen und in jedem Moment das Beste draus gemacht?

Wie ist deine Antwort auf diese Fragen? Und wie beantworte ich sie selbst?

Ganz ehrlich, die Antwort ist NEIN. Nein, nein, nein. Ich will weiterhin auf dieser Erde bleiben, ich will leben und Gutes tun. Ich will mich selbst ausdrücken, und mit dem, was mir geschenkt wurde, andere inspirieren und motivieren. Ich will meinen Fokus auf das richten, was mich glücklich macht. Ich will meine Zeit damit verbringen, Lebensfreude und Dankbarkeit zu empfinden.

Und das Seminar hat mich zu 100 % darin bestärkt, genau diesen Weg weiterhin zu gehen. Auch wenn es steinig wird. Denn die anstehende Bestrahlung könnte Nebenwirkungen verursachen. Genauso wie die Antihormonbehandlung, die sich anschließen wird. Es wird weitere Untersuchungen und Nachbesprechungen geben, die von Unsicherheit geprägt sind. Vielleicht werde ich auch Schmerzen haben. Und über allem schwebt, auch wenn die aktuelle Behandlung abgeschlossen ist, die Angst vor einem Rückfall. Ganz ehrlich, es wird nie wieder ein Leben ohne Brustkrebs für mich geben. Diese Erfahrungen, die ich gerade mache, sind aber nicht alle schlecht. Im Gegenteil. Es lebt sich bewusster mit einer Erkrankung.

Christian fragte auf dem Seminar, wer gerade einen schweren Schicksalsschlag erlitten hat. Einige Menschen, darunter auch ich, standen auf. Er fragte:

Was wäre, wenn alles in meinem Leben für dich passiert, und nicht gegen dich?

(Christian Bischoff)

Auch mit diesem Ansatz beschäftige ich mich, seit der Diagnose noch stärker als zuvor. Seine Worte haben mir wieder neue Kraft gegeben. Denn ich habe zwar viel Kraft in mir, aber ich verbrauche auch gerade sehr viel davon. Und umso wichtiger ist es daher, immer wieder etwas zu finden, wo Kraft aufgetankt werden kann. Christian Bischoff hat das am ganzen Wochenende, aber auch besonders in dieser kurzen Sequenz geschafft. Es gab einen dicken Applaus und damit eine zusätzliche Stärkung für diejenigen unter uns, die gerade etwas mehr zu schultern haben. Das hat mir unheimlich gut getan.

Das war sowieso eines der primären Gefühle, die ich während des Seminars gespürt habe: Dankbarkeit. Und Glück. Denn ich bin da. Mir geht es (den Umständen entsprechend) sehr gut. Ich fühle mich wohl. Ich habe Träume, Ziele und jeden Tag schöne Momente.

Ich bin gerade sehr, sehr glücklich. Ja, auch mit Brustkrebs geht das.

Sogar sehr gut 🙂

Mein persönliches Highlight

Am Samstag Abend machten wir eine wunderschöne Übung, die ich so ähnlich schon während meiner Coaching-Ausbildung machen durfte. Obwohl das schon 2,5 Jahre her ist, denke ich daran immer noch sehr gerne zurück. Diese Übung ist für mich jedes Mal ein richtiges Highlight, da sie so wahnsinnig viele positive Emotionen bei mir hervor ruft. Ich sprudele danach immer vor Glück und könnte Bäume ausreißen.

Worum geht es?

Wir fanden uns in Gruppen von 15 – 20 Menschen zusammen. Für mich alles Unbekannte. Jeder stellte sich für einige Sekunden nach vorne vor die Gruppe. Niemand spricht, es wird nur geschaut. Dann beantwortet jeder die Frage „Was siehst du an diesem Menschen Außergewöhliches, Besonderes und Wertvolles?“ Am Ende erhält man von jedem einen Zettel mit wenigen Begriffen, die man sich in einer ruhigen Minute, z. B. abends vor dem Schlafengehen, anschauen soll.

Meine persönlichen Antworten möchte ich hier mit dir teilen:

Steht da irgendwo was von Brustkrebs? NEIN!

Steht da irgendwo was von Krankheit? NEIN!

Steht da irgendwo was, das darauf schließen lässt, dass ich nicht gesund bin? NEIN!

NATÜRLICH weiß ich, dass man mir den Krebs nicht ansieht. Mir bleibt die Chemo glücklicherweise erspart, und der Rest der Krankheit läuft äußerlich unauffällig ab. ABER es hätte auch sein können, dass man mir den Krebs doch ansieht. Im Gesicht. In meinen Augen. In meinen Zügen. In meiner Mimik. In meiner Gestik. An meiner Körpersprache. In meinem ganzen Wesen. Oder es hätte sein können, dass man mir irgendwas ansieht, was vollkommen Fremde nicht greifen können. Was aber doch irgendwie in die Beantwortung der Frage einfließt. Vielleicht hätte da Freundlichkeit gestanden, wenn ich zwar gelächelt habe, aber die Freude doch nicht so ganz spürbar wird. Oder der Fokus läge mehr auf Sympathie, wenn ich zwar nett rüber gekommen wäre, aber nicht mehr?

Ganz ehrlich: Mit diesem Antworten hatte ich so nicht gerechnet. Aber es macht mich unheimlich glücklich, dass man mir die Lebensfreude, Offenheit und Neugier auf das Leben IMMER NOCH ansieht. Trotz oder wegen meiner Erkrankung? Ich weiß es nicht. Aber wenn ich mir so die Zettel anschaue, dann hat wirklich jeder aus meiner Gruppe etwas in mir gesehen, was für mich zu einer positiven Lebenseinstellung gehört. Und dafür bin ich dankbar. Ich bin dankbar dafür, dass es mir gelungen ist, mir diese zu bewahren – auch mit dieser Diagnose. Und ich bin auch dankbar dafür, dass ich diese Wirkung auf andere Menschen habe. Denn genauso möchte ich auch wirken. Denn genau das möchte ich auch an dich und andere weitergeben.

Wir haben es selbst in der Hand, wie viel Freude wir an jedem einzelnen Tag in unserem Leben empfinden.

Das Wochenende hat mich somit nochmal ganz stark auf dem Weg bestärkt, den ich bereits eingeschlagen habe. Und der durch Knötchen gerade noch mehr Bedeutung erhält. Solltest du also gerade eine Phase in deinem Leben haben, in dem es nicht so läuft …. Dann tue was dafür, dass es wieder läuft. Suche dir Dinge, die dich wieder in Energie versetzten. Die dich motivieren. Die dir den rechten Weg weisen. Das kann auch ein Seminar sein, wie DIE KUNST, DEIN DING ZU MACHEN.

Niemand von uns muss unglücklich sein. Egal, wie schlimm deine Lebensumstände gerade sind. Es liegt immer an dir, was du daraus machst. Ob es dir gelingt, trotzdem Glück und Zufriedenheit zu erlangen. Dankbar zu sein. Freude zu empfinden. Es ist nicht immer einfach. Aber es ist möglich, wenn du es willst. Du entscheidest selbst jeden Tag aufs Neue, was du aus deinem Leben rausholen willst.

Photos by Sandra Lotz.

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